Arbeit und Soziales
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Sind unsere Sozialsysteme (alle auch Gesundheit) in dieser Form und mit derzeitigen Aufwendungen noch zukunftsfähig?

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Beitrag von gleissner Di Aug 13, 2013 2:31 am

Liebe Mitarbeiter unseres Arbeitskreises,

die Aktivitäten haben, nach mehr oder weniger stürmischem Beginn, doch nachgelassen. Ich denke, dass einige von euch sich im Wahlkampf engagieren und
wünsche dafür gutes Gelingen und unserer Partei viel Erfolg für den 22. September.
Unabhängig von dem für uns positivem oder negativem Ausgang der Wahl, werde ich euch nun die Frage zur Zielrichtung unserer Arbeit stellen.
Die Frage ist nicht politisch, sie betrifft nur die Stabilität der ökonomischen Seite unserer Systeme und sollte für unsere weitere Zielrichtung entscheident sein.
Die Frage lautet schlichtweg : Seid ihr der Meinung, dass unsere Sozialsysteme (alle auch Gesundheit) in dieser Form und mit derzeitigen Aufwendungen noch zukunftsfähig sind?


Ich gebe hier ein paar Grunddaten hinzu, die jeder sich im www zusammensuchen kann, nichts Geheimes also. Die Angaben sind in Mrd/€ und gerundet und differieren je nach Quelle leicht.

Entwicklung Bruttosozialprodukt 1990 - 2012 nach Preisen, 1534 - 2634 entspricht ca. 70% Steigerung
Entwicklung Staatsschuldenquote 1991 - 2012 vom BIP 41% - 82% entspricht ca. 100% Steigerung
Entwicklung Sozialleistungen ges. 1990 - 2012 423 - 780 entspricht ca. 84 % Steigerung


Wir sehen beim BIP eine relativ lineare Entwicklung im Betrachtungszeitraum. Stärkere Abweichungen nach unten sind nur mit Beginn der Surprime Kriserise zu sehen, normalisieren sich aber danach.
Die Staatsschuldenquote hat sich dagegen verdoppelt. Sprunghafte Anstiege waren durch die Wiedervereinigung, die Surprime Krise und damit vermischt die Eurokrise zu verzeichnen. Sie hat sich auf diesem Niveau z. Zt. eingependelt.
Die Sozialleistungen haben sich preisbereinigt im gleichen Zeitraum in etwa wie das BIP entwickelt, sind ebenso linear gestiegen.
Das ist der Stand 2012.

1. Zukunftaussichten für die Sozialversicherungen bis 2030 unter Einbeziehung der Bevölkerungsentwicklung Stand 2012
Die einschlägigen Bundesstatistiken gehen im günstigstem Fall von einer Geburtenrate von 1,4 Kinder/Generation und einem positven Saldo von 200000 Mensch in der Ab- und Zuwanderung für die nächste Jahrzente aus. Die Geburtenrate manifestiere sich, jede Generation schrumpft im Vergleich zur bevölkerungserhalteten Geburtenrate von 2,1 Kinder um 1/3. Die Bevölkerung schrumpft trotz Zuwanderung.
Für unsere GRV bedeutet das einen enormen Beitragszahlerschwund.

1.2 Das Verhältnis von Beitragszahler zu Empfänger wird sich im Zeitraum 2010 - 2030 von 1 zu 3,25 auf 1 zu 2,2 entwickeln. Diese Entwicklung ist für die Sozialversicherungen fatal.
Eine immer größere werdende Anzahl von Leistungsempfängern sieht sich einer kontinuierlich schrumpfenden Anzahl Leistungserbringer gegenüber. Besonders dramatisch gestaltet sich, je nach dann geltemdem Renteneintrittsalter, die Situation um 2030 ( meiner Ansicht eher früher, weil es dann schon lichterloh brennt). Die Jahrgänge ab 1960 bis 1970 ( Babybommer) sind "zahlreich" und wollen in den Ruhestand.
Die GRV ist spätestens dann am Ende ihrer Leistungsfähigkeit angelangt. Es bestehen hierfür keine Rückstellungen, absolut keine ( ja ich weiss, hat der Kohl verfrühstückt). Ein weiter Todesstoss ist die sich bis dann weiter verlängernde Durchschnittslebenszeit der Leistungsempfänger ( bitte nicht falsch verstehen). Diese Belastung wird sich aus heutiger Sicht über 15 - 20 Jahre erstrecken.
1.3 Für unsere GKV bedeutet das höhere Belastungen durch eine vergreisende Gesellschaft.

Ältere Menschen erzeugen alters- und krankheitsbedingt höhere Kosten. Durch ihren größeren gesamtgesellschaftlichen Anteil erhöhen sich die Gesamtkosten.
Die GKV hat hierfür keine Rückstellungen gebildet. Die Beitragssätze müssen zwangsläufig steigen. Besonders betroffen sind wieder die Jahrgänge ab 1960 - 1970.
Als Hausnummer, Proff. Sinn vom IFO sprach diesbezüglich von ca. 50 % höheren Rentenbeiträgen.
1.4 Zur gesetzlichen Pflegeversicherung schweige ich jetzt besser, da läuft es wievor.
1.5 Für die privaten Kranken- und Rentenversicherungen gelten ähnliche Entwicklungen, allerdings bestehen hier Rückstellungen (nach Unternehmen in unterschiedlicher Höhe).

2. Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklung auf das BIP
2.1 Durch die sich reduzierenden Faktoren Kapital und Arbeit ( Wechselwirkung ) wird weniger erwirtschaftet. Das BIP sinkt oder wächst zumindest nicht mehr, die Wirtschaft schrumpft.

3. Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklungen auf die Staatsschulden.
3.1 Die Zinsen für die Staatsschulden müssen von einer schrumpfenden Anzahl Steuerzahlern aus einem schrumpfendem BIP bedient werden, gleich höhere Produktivitätssteuern.
Die Schulden können nicht mehr zurückgeführt werden (schon heute nur noch theoretisch möglich), ein ausgeglichenen Haushalt wird zur Utopie.


Nun, das alles hört sich nicht gut an. Aber wenn man denkt, dass es nicht mehr zu übertreffen ist kommt es erst richtig dick.
Weiter Belastungen für unser BIP liegen in der Luft. Die € Krise wird weitere Löcher in unseren Bundeshaushalt reissen. Die abgegebenen Bürgschaften werden (teilweise) fällig gestellt.
Die Zinsen werden durch die EZB manipuliert ect. Ich denke, wir wissen worüber wir sprechen, es ist die EU mit allen unseren Freunden.
Nur von einem spricht in Deutschland kaum einer, es ist die Konjunktur und nur die ist ausschlaggebend für unsere natonale Melkkuh das BIP. Kleinlaut werden mal hier, mal da unterschiedliche Wachstumswerte postuliert, aber nie im Zusammenhang und Wirkung auf die abhängigen Systeme. Da schweigt man still, denn das ist Sprenstoff pur. Der Deutsche Bürger identifiziert sich mit dem Sozialstaat.
Ich denke, dass eins feststeht. Wenn es einen nennenswerten Konjunktureinbruch gibt, dann ist schluss mit Lustig und den heutigen Sozialsystemen. Die Finanzierung ist jetzt schon grenzwertig und ohne Rückstellungen für Engpässe. Die Zukunft ist schlichtweg in dieser Form nicht leistbar, auch ohne längere Rezession und von einer wirtschaftlichen Depression ganz zu schweigen.
Der Staat kann sich hierzu nicht refinanzieren, da vollkommen überschuldet. Das Volk wird die drastischen Sparmassnahmen nicht erdulden wollen, die Investoren wollen ihr Geld gesichert sehen ect.
Das was wir in Griechenland, Portugal, Spanien sehen ist nur die Blaupause ( frühere Bezeichnung einer Kopie in der Technik) dessen, was uns bevorsteht wenn wir so weiterverfahren. Der Unterschied zu diesen Staaten liegt hauptsächlich darin begründet, dass wir meinen unsere Sozialsysteme mit der starken Wirtschaftskraft dauerhaft finanzieren und zudem noch ausbauen können. Das allein ist schon aus Sicht der Bevökerungsentwicklung illusorisch, aus Sicht der BIP Entwicklung fragil und aus Sicht der Schuldenquote schlichtweg unmöglich.
Wenn wir uns die Bevölkerungsentwicklung in den leistungsstärksten und bevölkerungsreichtsten EU Ländern anschauen, sehen wir eine alternde Gesellschaft im Schrumpfungsprozess, die sich opulente Versorgungssysteme leistet, die auf Pump finanziert werden. Das europäische Bruttosozialprodukt sinkt, die Staaten sind hochverschuldet und die Wirtschaft ist in Rezession. Die Bevölkerung trägt die drastischen, aber notwendigen "Reformen" nicht mit und rebelliert zunehmend. Besitzstandsdenken herrscht vor Vernunft. Die Politik weiss, dass sie das Volk nicht zwingen kann und wählt den Weg des geringsten Widerstands um Verhaltensänderungen und Akzeptanz für ihre Pläne zu bekommen . Dieser Weg führt der Reihefolge nach in die geplante Schuldenkrise,die europäische Schuldenunion, die Wirtschaftskrise, die Krise der Sozialsysteme und schlussendlich die Staatskrise. Diesen Weg kann man gehen. Er wird unschöne Begleiterscheinungen wie hohe Arbeitslosigkeit, Deflation, Inflation keine oder allenfalls geringste Leistungen der Sozialsysteme für alle enthalten, aber Kinder, Rentner und Dauerbezieher von Sozialleistungen werden am Schlimmsten betroffen sein. Ein jeder mag für sich beurteilen, in welcher Fase wir uns augenblicklich befinden.
Dieser Weg ist für fast alle Beteiligten ( für manche eben auch nicht) sehr gefährlich, weil er in der menschlichen Dynamik zunehmend unkontrollierbar wird. Ziel und auch Ergebniss könnte eine weltweite Depression sein, mit allen geschichtlich bekannten Folgen sein. Frei nach dem alten DDR Handwerkermotto : wir reißen ab, wir bauen auf, so gibt es Arbeit immer wieder ( auch Gewinn ).
Das könnte so manch überschuldetem nicht europäischem Staat aus seiner teilweise exorbitanten Staatsverschuldung helfen. Das wäre eine win - win Situation ( für die politische Klasse).

Nun werden Sie sich fragen, was das mit unserer AfD und dem Arbeitskreis zu schaffen hat.
Wir werden das oben beschriebene Feuer nicht mehr löschen können. Es brennt schon zu lange und stark. Nach der BT Wahl wird die nächsten Schüppen Kohlen aufgelegt, ob mit oder ohne AfD im BT ( mit wäre wegen der Öffentlichkeitsarbeit natürlich besser ). Ich sehe es als unsere Kernaufgabe an, ein Sozialversicherungssystem der Zukunft zu kreieren, dass nach einem möglichem Staats- und Wirtschaftsreset greift, eben als echte Alternative zu Bestehendem.
Die Bevölkerung wird es, in der dann auch körperlich merkbaren Krise, mangels Alternativen zögerlich aber dankbar akzeptieren. Ja, für grundsätzliche Veränderungen brauchen auch wir eine Krise.
Es sollte eine Mindestabsicherung der menschlichen Existenz bei gleichzeitiger maximaler Eigenverantwortung beinhalten, nicht mehr und nicht weniger. Das ist ein positiver "Erziehungseffekt zur Selbstständigkeit".
Wer meine Einlassungen zu den Einzelthemen aufmerksam gelesen hat, weiss nun welche Zielrichtung ich damit verfolgte.
Mit unseren politischen Akteuren halte ich es wie F. D. Roosewelt : " In der Politik geschieht nichts zufällig. Wenn etwas geschieht, dann kann man sicher sein, dass es auf diese Weise geplant war."
Dann lasst uns planen.
Freue mich auf die (hoffentlich fruchtbare) Diskussion.

Zum Gruße
Wolfgang Gleißner

PS: Wenn mir als "blödem" Techniker mit ein bisschem BWL und noch viel weniger VWL die eklatante Unwucht im System schon auffällt, dann sollten wir uns fragen warum der akuellen Politik, die von Fachleuten (nicht die Schlechtesten) so umschwärmt und beraten wird, das nicht auffällt. Es gibt eine Antwort, die da lautet. Politiker gehen nicht ohne Plan auf das s.........haus. Wie sieht ihr Plan diesmal aus?


gleissner

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Beitrag von bj Di Aug 13, 2013 7:50 pm

Es werden diverse Themen angesprochen, ich werde versuchen diese aus Meiner Sicht zu beantworten. (in Etappen – Zeitfaktor Wink  )

Zuerst:
Ich denke nicht, dass wir einen „erziehenden“ Staat benötigen. Die Eingriffe werden derzeit schon viel zu groß. Denken wir an das neue Rauchverbot in NRW, den Veggie-Day und auch die Drangsalierung der Arbeitslosen.

Ist es nicht kurios?:
Die Verweildauer in ALG II ist wesentlich länger als sie es während der vorher getrennten Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe war.
Der „erziehende“ Staat hat genau zum Gegenteil dessen geführt, was man beabsichtigt hatte.

Siehe hierzu:
http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/arbeitsmarktreform-endstation-hartz-iv/8611924.html

Die Gesamtzahl der Beschäftigen ist zwar gestiegen, aber:
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Versicherten Vollzeit Beschäftigten ist gesunken.
Die Anzahl der Minijobber hat sich fast (oder mehr als?) verdreifacht.

Das durchschnittliche Einkommen ist von
29.951 Euro (2007)
30.879 Euro (2009),
31.144 Euro (2010)
auf  28.950 Euro (2012) gesunken. (Quelle: Statista)
Dieses durchschnittliche Einkommen entspricht in etwa dem aus dem Jahr 2003 von 28.938 Euro.

Beunruhigend ist ebenfalls die Tatsache, dass die Zahl derjenigen, die zusätzliche zu ihrer Vollzeittätigkeit einen Minijob ausüben, steigt.
Derzeit arbeiten mehr als zwei Millionen Menschen zusätzlich zu ihrer Vollzeittätigkeit in einen Minijob.

Auch wurden die Beiträge der Rentenversicherung von ca. 22% auf 18,6% und die der Arbeitslosenversicherung von 6,4 % auf 3,4 % reduziert.

Gleichzeitig wurden höhere Ausgaben wie Elterngeld anstelle von Erziehungsgeld, Kindergeldzuschlag und Erhöhung des Kindergeldes beschlossen.

Es muss sich ergo niemand über fehlende Einnahmen der Sozialversicherungen wundern.

bj

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Sind unsere Sozialsysteme (alle auch Gesundheit) in dieser Form und mit derzeitigen Aufwendungen noch zukunftsfähig? Empty Re: Sind unsere Sozialsysteme (alle auch Gesundheit) in dieser Form und mit derzeitigen Aufwendungen noch zukunftsfähig? Beitrag von bj Heute um 8:50 am

Beitrag von gleissner Mi Aug 14, 2013 8:14 am

Hallo BJ,

vielen Dank für die Antwort, wenigstens eine. Das mit dem erziehenden Staat ist ein Missverständnis. Ich meine eher eine Nichterziehung. Die Menschen
müssen sich eigenverantwortlich und selbstständig um sich kümmern. Die "Erziehung" zur Vollkaskomentalität erfährt durch das Finale dieses Sozialgebildes ein Ende.
Sie haben sich die Mühe gemacht und fleissig Daten gesammelt, echt klasse.
Die Daten helfen uns bei der Beurteilung der Frage nicht wesentlich weiter. Der Ursprung, der sich veränderden Daten, ist immer noch die Agenda 2010.
In solchen Verhandlungen werden Haupt- und Nebenabsprachen getroffen. Es gibt offizielle schriftliche (SGB's), tarifvertragliche Vereinbarungen usw. Die werden dann auch
als Ergebnis laut postuliert. Dann gibt es noch Vereinbarungen, die werden getroffen und nicht so laut postuliert, die erfährt man dann später, wenn die Leute sich daran gewöhnt haben. Dann sind da noch Vereinbarungen, die werden unter 4,6,8 Augen getroffen. Manchmal beim Golf, der Jagd, beim Tennis, in der Sauna nach Belieben. Die Inhalte der Vereinbarung werden entsprechend im kleinsten Kreis der jeweiligen Organisation weiter gegeben und dann verklausuliert umgesetzt.
Jetzt denken Sie bestimmt, ich wäre ein Verschwörungstheoretiker. Nee, ich habe eine Zeit lang in einem Ruhrgebietskonzern im Stab des VT den Zuträger machen müssen.
Mein Bruder war im gleichen Konzern eine Nummer im Betriebsrat. Wenn mich heute einer danach fragt, ich weiss nichts mehr, totale Amnesie ehrlich. Ich habe sogar vergessen wo ich gearbeitet habe. Machen Sie sich bitte keine Mühe mehr und opfern Zeit für solche Daten, bei denen man sich zu Recht Fragen stellen muss, die aber keiner beantwortet.

An sich kann man die Kernfrage mit einem klaren Ja ober Nein, weil ...... beantworten, dass reicht.

Wie unsere Wahlkämpfer in verschiedenen Gegenden Deutschlands "behandelt" werden sehen wir ja jetzt. Ich habe bei Gründung unserer AfD mitgeteilt, dass wir in einen Krieg ziehen, einen Krieg um Wählerstimmen zwar, aber auch einen Krieg um die Existenz von bestehenden Versorgungsposten. Die bereits Versorgten werden Kämpfen, mit allen Mitteln.
Meine Parteifreunde haben mich doch recht ungläubig angeschaut. So, genug des Ausflugs in die Realität.
Wir befinden uns im Bereich Arbeit und Soziales auf einem höchst brisantem politischen Minenfeld, dessen müssen wir uns klar sein.
Der ex BK Schröder hat wegen der Agenda 2010 die BT Wahl verloren und nur dadurch. Bereits heute müssten drastische Kürzungen im Sozialbereich stattfinden, besonders im Rentenbereich. Da geht keiner so richtig ran, mal eine 0,25 % Runde für Westrentner und nen Schlag mehr für die Ostrentner. Die Regierung weiss warum. Was wissen wir, was schlagen wir vor.
Liebe AK Mitarbeiter, lasst uns das entscheiden. Das ist eine Grundsatzfrage, die später mal wahlentscheident sein kann. Der gemeine Deutsche liebt seinen Sozialstaat, in welcher Form auch immer, hauptsache er hat ihn (auch eine hohle Fassade, ein Placebo dessen würde wahrscheinlich reichen). Wenn jemand noch etwas staatstragendes weiss, was uns Deutsche mit Deutschland identifiziert, so teile er es mit. Jetzt komme mir keiner mit Mallorca oder so.

Zum Gruße
Wolfgang Gleißner

gleissner

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Beitrag von bj Mi Aug 14, 2013 9:38 am

Hallo Wolfgang Gleissner,

die Zahlen bereiten mir keine Mühe Wink .  Seit den ersten Verlautbarungen kämpfe ich gegen die Agenda Politik - auch mit Zahlen. Für einen Sozialstaat, aber gegen Sozialismus.
Ein weitaus größere Problem als die Renten sind die Pensionslasten.

Selbstverständlich braucht unser Sozialsystem einen Reset.
Das Sozialsystem sollte sich IMHO auf Rentner, Kranke / Behinderte und Arbeitslose (aus welchen Gründen auch immer) beschränken.

Mindestsicherung : ja. Wenn diese in einer Höhe wie in den NL erfolgt.

In den NL ist z.B. der Mindestlohn heilig und darf nicht angetastet werden - entsprechend ist die soziale Sicherung drum herum.

Haben wir doch dasselbe Standing und bauen einen Sozialstaat wie in den NL.
(ich weiß, dass wir in dieser Hinsicht nicht unbedingt konform gehen, aber evtl. kann ich noch ein wenig Überzeugungsarbeit leisten )

Ja, wenn man sich an den NL orientiert müssten viele Leistungen gestrichen werden.

Das allererste gegen das man kämpfen müsste, ist jedoch die Spaltung der Gesellschaft.
Alt gegen Jung oder umgekehrt, reich gegen arm, AG gegen AN diese gegen Leiharbeiter und alle gegen ALG II Empfänger, Singles gegen Familien usw.
Dieses Aufwiegeln muss ein Ende haben.

D.h. kämpfen
Für einen Staat in dem man gerne lebt. Für Lebensqualität und Lebensfreude. Für einen Staat in dem der eine dem anderen die Hand reicht - und nicht über den Tisch zieht.
Für ein Miteinander. (Nein, das darf nicht als Wahlkampf-Slogan missbraucht werden - copyright by bj Very Happy )

Viele Grüße
Birgit Jellonek

bj

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Sind unsere Sozialsysteme (alle auch Gesundheit) in dieser Form und mit derzeitigen Aufwendungen noch zukunftsfähig? Empty Re: Sind unsere Sozialsysteme (alle auch Gesundheit) in dieser Form und mit derzeitigen Aufwendungen noch zukunftsfähig? Beitrag von bj Heute um 8:50 am

Beitrag von gleissner Do Aug 15, 2013 9:43 am

Hallo Birgit Jellonek,

schön von Ihnen zu lesen. Die Agenda 2010 war die deutsche Form der Korrektur unserer Sozialpolitik. Scheinbar können wir nur Holzhammer und sonst nichts. Minimalinvasive Eingriffe gibt es bei uns wohl nur in der Chirugie.
Egal, die 2010 war damals bitter nötig, hätte die aber auch anders machen können. Entscheident war damals auch der Zeitfaktor, musste halt schnell gehen. Es wurde, dem durch die deutsche Einheit entfachten Konjunkturstrohfeuer, zu lange mit Entwicklung von Reformen gewartet. Dann gings aber plötzlich rumpel die pumpel mit den bekannten handwerklichen Fehlern.
Die Pensionslasten sind ein weiteres Riesenproblem, zumal das Klientel seinen Besitzstand mit Zähnen und Klauen verteidigt. Dazu gehören auch unsere angestellten Politakteure. Die haben eine sichere Lobby und werden den Steuerzahler bis zum letzten Blutstropfen aussaugen. Wenn dann nichts mehr da ist, ist aber auch bei denen Schluss mit lustig. Der Kaiser ist dann auch nackt. Vorher ist da nichts zu machen. Was ich darüber denke schreibe ich hier besser nicht. Wenn ich sehe, dass bereits jetzt 44 % der Steuereinnahmen in NRW in die Finanzierung von Gehältern, Sozialbeiträgen und Pensionen aufgewendet werden müssen bekomme ich ne Krise. Das Land ist in absehbarer Zeit handlungsunfähig, gefühlte 100 Jahre Sozialdemokrtie.
Nun zu unseren Holländern und deren Sozialhistorie.
Ein Kollege und ich waren mitte der 90er Jahre zu einer Lieferantenbeurteilung in ein Werk in Hölland eingeladen,
war irgendwo an der Ijssel. Neben der sehr guten Technik, ist mir der sehr persönliche Umgang des Betriebsleiters mit dem Maschinenpersonal aufgefallen. Er hat jeden mit Handschlag begrüßt und ein paar Worte gewechselt. Für uns eine total ungewohnte Kultur sich mit Maschinenpersonal abzugeben, da gabs kein shake hand usw.
Mittags gabs die obligatorische Einladung zum Essen und leckere Scholle, die mir fast im Halse steckengeblieben ist. Einer der drei Begleiter fragte ziemlich unverblümt, was den in Deutschland los sei, so viele Arbeitslose und die schlechte Konjuntur. Ich liess mir mit dem Schollenstück einen Augenblick Zeit und überlegte mir krampfhaft eine halbwegs schlüssige Antwort. Ich meine, dass ich etwas von Unstimmigkeiten zwischen Politik, Arbeitgebern und Gewerkschaften und dem Problemen der Deutschen Einheit entgegnet habe. War nicht wirklich toll die Erklärung. Mein Kollege hat sich auch nur ein wenig verlegen geäussert.
Nach zustimmenden Kopfnicken der drei Gastgeber kam dann eine für uns doch verblüffende Aussage. In Holland hätten sie diese Probleme auch gehabt, aber dann haben sich Politik, Arbeitgeber und Gewerkschaften zusammengesetzt und eine Lösung vereinbart.
Die sieht anders aus als die Agenda, wie wir heute staunend sehen können. Das Beste kommt aber noch, die schrauben seit über 20 Jahren kontinuierlich an dem System herum und passen es an. In Deutschland passiert  lange nichts, dann kommt wieder der Hammer. Erkenntnis, wir sind keine Holländer. Die gehen nicht so miteinander um, das ist eine Nation und die halten zusammen. Das nennt man Umgangskultur, die haben wir scheinbar nicht.
Es sind in allen Belangen kleine aber wirkungsvolle Reformen gemacht worden, die Kommunen sind involviert usw. Wir, beide Techniker, fuhren nach Beendigung des Audits dann beeindruckt und mit gedämpften Gesprächen zurück. Man war das peinlich. Wir haben den Auftrag auch da plaziert, hatten die einfach verdient.
Wenn wir allein das Alterversorgungssystem betrachten, ist das dem Schweizer sehr ähnlich. Grundrente und private Altervorsorge, Altersteilzeit aber privat finanziert usw. Dafür fehlen hier alle Vorausetzungen, vor allem die Kapitalbasis, die ist nur über lange Zeit aufzubauen und das haben die Holländer auch noch nebenher gemacht, Respekt.
Auch ohne in die Einzelheiten der anderen Systeme zu gehen (müsste ich nachlesen) ist auch das Gesundheitssystem komplett anders gestrickt, stricktes Hausarztsystem mit zugewiesenen Patienten. Der Hausarzt leitet zum Facharzt oder auch nicht, in Deutschland undenkbar.
Ich könnte mir das Holländische System in ähnlicher Form auch für Deutschland vorstellen, aber bis auf weiteres nicht für die Deutschen, nicht ohne Not und nicht freiwillig, denn das ist nur Teil- nicht wie gewohnt Vollkasko.
Vielleicht nach der Krise, aber dann in einer light Version, mehr ist dann nicht mehr drin. Melde mich noch zum Thema.

liebe Grüße

Wolfgang Gleißner

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